Winterzauber im Gottesgarten
- 17. November 2020, 13:00 Uhr
- Von Jennifer Thiem
- Lesedauer: 2 min
Der heiße Tee aus meiner Thermoskanne dampft in der kalten Luft, während mein Blick über die Landschaft schweift. Vor mir erstrahlt das Staffelberg-Panorama im Sonnenschein, während sich im Tal langsam der Nebel lichtet. In der Ferne leuchten die weißen Hügel des Thüringer Waldes im Sonnenschein – ein zauberhafter Moment. Ich sitze an der Dornigspitze, atme tief ein und freue mich über die Winterzeit im Gottesgarten. Mein Tipp zur trüben Jahreszeit: Wandern gegen den Winterblues. Eine Tour auf dem Keltenweg F.
Trübes Winterwetter, es ist kalt, der Frost liegt über dem Maintal – klingt nach Couch-Wetter? Eigentlich schon, doch ich habe beschlossen: Der Winterblues bekommt bei mir keine Chance! Mit Thermoskanne, einer kleinen Brotzeit und warmer Kleidung im Gepäck stelle ich mein Auto auf dem Wanderparkplatz in Stublang ab.
Während die wenigen weiteren Wanderer auf den Staffelberg emporsteigen, wähle ich die entgegengesetzte Richtung. Ein großes F und ein Ammonit auf gelbem Untergrund weisen mir heute den Weg. F wie Frauendorf, das erste Zwischenziel des Tages im Lautergrund. An der Kirche und den netten Fachwerkhäusern vorbei, komme ich beim anschließenden Anstieg ganz schön ins Schwitzen. Puh, da kann die dicke Jacke erstmal im Rucksack verschwinden.
Vom Nebelmeer in den duftenden Wald
Doch die Mühen des Aufstiegs lohnen sich! Der Nebel zwischen den Bäumen wird heller, löst sich mit jedem Schritt mehr auf und plötzlich stehe ich im Sonnenlicht. An der Küpser Linde angelangt blicke ich auf ein Nebelmeer. Ein leises „Wow“ legt sich auf meine Lippen. Eine kurze Rast muss sein, um das Naturschauspiel über dem Kehlbachgrund zu bewundern, bevor mich der Wald mit seinem erfrischenden Duft wieder umringt. Ich bin begeistert vom Abwechslungsreichtum der Tour: sehen, riechen – und nichts hören. Ein perfekter Urlaubstag in der Heimat.
Doch ein absoluter Höhepunkt wartet noch auf mich. Fast verpasse ich ihn, denn der Abzweig an Keltentafel Nr. 6, verspricht zwar „zur Aussicht“, doch ob sich der zusätzliche Weg dorthin wirklich lohnt, daran zweifelt mein innerer Schweinehund. Schließlich hatte ich schon genug Aussicht und der Abstieg scheint verlockend. Trotzdem schlage ich den schmalen Pfad ein, der mich zur Dornigspitze führt. Der Weg ist kurzweilig und schon liegt er vor mir: ein atemberaubender Ausblick auf unseren Berg der Franken. Die Bank am Waldrand lädt mich zum Bleiben ein: Mit dem Tee in der Hand kaue ich auf einem frischen Stück Frankenlaib und freue mich über die Genüsse, die der Gottesgarten zu bieten hat.
Ab in die warme Stube
Ich könnte dort ewig verweilen, doch der Gedanke an die warmen Stuben der Brauhaus-Gaststätten im Tal lässt mich nicht mehr los. Mit einem letzten Gruß an den Staffelberg greife ich zu meinen Stöcken. Ich bin froh, diese auf dem stellenweise steilen Abstieg als Unterstützung zu haben und komme problemlos im Lautergrund an. Überglücklich treffe ich am Nachmittag wieder in Stublang ein, wo mich gleich eine Einkehrmöglichkeit magisch anzieht. Rundum zufrieden blicke ich bei einem frisch gezapften, heimischen Bier auf einen wunderbaren Ausflug zurück, beobachte das Treiben an den Tischen und lächle still in mich hinein: „Von diesem Urlaubstag in der Heimat muss ich unbedingt erzählen…“
Touren-Check:
- Länge: 11 km
- Höhenmeter: 284 m
- Wegbeschaffenheit: größtenteils Forstwege, die auch bei Schnee gut zu gehen sind.
- Ausgangs- & Endpunkt: Wanderparkplatz in Stublang
- GPS-Track und weitere Informationen: www.obermain-jura.de
- Einkehrmöglichkeiten: In Stublang
- Besonderheit: Zahlreiche Tafeln informieren am Wegesrand über Geologie, Archäologie und Geschichte am Obermain
Bildmaterial © Jennifer Thiem (1,3); Heide Anders (2)