Wahrzeichen im Obermain·Jura: Der Staffelberg
- 07. Juni 2021, 09:10 Uhr
- Von Jennifer Thiem
- Lesedauer: 5 min
Geradezu majestätisch erheben sich die Felsen des Staffelbergs über dem Maintal. Schon von Weitem ist die markante Abbruchkante des Hochplateaus sichtbar, die das Gesicht des Gottesgartens prägt.
Nicht verwunderlich, dass er schon seit Menschengedenken eine Faszination auf die Talbewohner – und Besucher – ausübt. Auch mich ziehen seine Geschichten und Wanderwege stets auf‘s Neue an. „Immer wieder schön!“, da sind sich meine Freunde und ich einig.
Der Staffelberg ist eines der facettenreichsten Ausflugsziele in der Region. Schon allein deshalb ist er unter Einheimischen wie Fremden weithin bekannt und beliebt. Erfahrt in diesem Beitrag Interessantes über unser Wahrzeichen, seine Geschichten und Wanderwege.
Sagenhafte Geschichten
Zahlreiche Mythen und Sagen ranken sich um den Staffelberg. Sie berichten vom Fisch mit dem Schwanz im Maul, den fleißigen Querkeles, die einst in der Höhle am Staffelberg lebten oder dem Goldschatz im Inneren des Berges. Manch eine Sage erinnert an Geschichten aus anderen (Berg)Regionen. Doch eine ist auf dem Staffelbergplateau sozusagen „in Stein gemeißelt“: Die Sage vom Raben. Über dem Türstock der Adelgundiskapelle findet ihr den Raben dargestellt. Er soll den Menschen den Bau der Kapelle erleichtert haben. Zur damaligen Zeit musste alles Baumaterial mühsam den Berg hinauftransportiert werden. Doch der Rabe erleichterte die Arbeiten, indem er mit einem Schnabel voll Sand die Baustelle mehrmals besuchte und den Sand sichtbar herabrieseln ließ. Ein aufmerksamer Arbeiter folgte dem Raben, entdeckte den Sand in der Höhle als wertvollen Baustoff und so wurde der Bau der Kapelle erleichtert. Als Dank ist er nun in einer Zeichnung im Inneren der Kapelle verewigt.
Diese und weitere Sagen findet ihr auf der Website von Bad Staffelstein.
Für Fans der Zeit-Geschichte
Von der Mystik zu den harten Fakten: Wer tief in die Erdgeschichte vordringen möchte, ist am Staffelberg genau richtig. Ganz deutlich kannst du die Abstufungen des Jura erkennen – Ablagerungen, die sich seit Jahrtausenden hier auftürmen, liegen frei und lassen das Hobby-Geologen-Herz höher schlagen. Auf den Wegen rund um das Hochplateau kannst du mit etwas Glück sogar das ein oder andere Fossil entdecken. Lehrtafeln geben weitere Informationen zu den Gesteinen der Umgebung und ihrer Entstehungsgeschichte. Doch nicht nur Fossilien kannst du finden. Auch kleine Tonscherben verstecken sich im Erdreich. Denn schon zu Urzeiten siedelten Menschen rund um das Gipfelplateau. Eines der bekanntesten Völker waren die Kelten. Sie errichteten einst ein mächtiges Oppidum am Staffelberg. Eine rekonstruierte Steinmauer früherer Zeiten könnt ihr auf der Nordseite des Plateaus begutachten. Frühere Funde der Menschheitsgeschichte aus der Umgebung kannst du im Stadtmuseum von Bad Staffelstein bewundern. Weitere Highlights rund um das Leben der Kelten verraten zudem die Keltenwanderwege. Begib dich auf die Reise und entdecke (Erd)Geschichte.
Und heute? Letzter Bewohner auf dem Staffelberg war ein einsamer Eremit, der über das Hochplateau wachte. Heute findet ihr auf dem Staffelberg keine Bewohner mehr, dafür krönen eine kleine Kapelle, die Adelgundiskapelle, sowie die Staffelbergklause, die hungrige Besucher mit fränkischen Leckereien versorgt, den Gipfel.
Wanderfreuden für Gipfelstürmer
Der Staffelbergwirt ist übrigens der einzige, der den Berg mit dem Auto befahren darf. Alle anderen müssen sich den Berg „erobern“. Doch keine Angst, es gibt für jeden Wanderfreund den passenden Weg: vom schnellen Aufstieg ab Romansthal bis hin zur traditionellen Besteigung vom Staffelsteiner Friedhof aus. Doch auch Fernwanderwege wie der Mainweg und die Gottesgartenrunde Süd oder lokale Rundwanderwege wie der Keltenweg D, führen in die herrliche Umgebung des Berges. Starte deine Wanderung an einem der zahlreichen Wanderparkplätze (zusätzliches Dokument, anbei) oder - für die umweltfreundliche Alternative - direkt vom Bahnhof in Bad Staffelstein aus (von hier kannst du dem blauem M auf weißem Grund Richtung Berg folgen). Ganz egal, welche Variante du wählst, nehme bewusst die abwechslungsreiche Natur wahr und entdecke vielleicht eine Türkenbund-Lilie. Ach ja: kleine Höhlenforscher sollten den Abstecher in die „Querkeshöhle“ nicht verpassen. Die Höhle befindet sich dort, wo der Holzzaun steht :-)
Weit- und Tiefblick-Garantie
Der „Berg der Franken“ zieht Wanderer und Radfahrer geradezu magisch an. Schon der Dichter Victor-von-Scheffel war begeistert von der landschaftlichen Schönheit. Kein Wunder, denn die Aussicht ist geradezu fantastisch. An guten Tagen zeichnen sich deutlich die Gleichberge und Hügel des Thüringer Waldes ab. Davor erheben sich die Veste Coburg, Kloster Banz und die Eierberge. Mainabwärts reichen die Weitblicke oft bis zur Altenburg und Giechburg. Bei bester Sicht erscheinen in östlicher Blickrichtung sogar Ochsenkopf und Schneeberg. Weit- und Tiefblicke sind hier oben an den Felskanten des „weißen Jura“ garantiert. Der Aufstieg lohnt auf alle Fälle. Doch ganz oben bitte nur zu Fuß bewegen, denn das Hochplateau ist Naturschutzgebiet und für Radfahrer tabu.
Schützenswerte Landschaft für Naturfreunde
Das Gebiet rund um den Staffelberg ist wertvolle Heimat für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Hast du gewusst, dass der Staffelberg zum Naturpark Fränkische Schweiz gehört und als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist? Magerrasen, die mediterranes Flair vermitteln, wechseln sich ab mit Felsabbrüchen, die an alpine Landschaften erinnern und Streuobstwiesen mit heimischen Fruchtbäumen. Wenn du schattige Laubwälder liebst, sind die Hangwälder dein Anlaufziel. Wald und Wiese wechseln sich mit Feld ab, sodass sich dir ein kleinteiliges, abwechslungsreiches Landschaftsbild zeigt. Mit Glück und Geduld kannst du Vögel wie den Wendehals beobachten oder stößt auf seltene Orchideenarten, wie das Helm-Knabenkraut. Für die Landschaftspflege werden „natürliche Rasenmäher“, die Schafe, eingesetzt. Vielleicht entdeckst du den Schäfer auf seiner Wanderschaft. Die Schafe und Ziegen helfen, die Verbuschung der Hänge einzudämmen. Das Gebiet ist Natura2000-Gebiet. Schütze auch du die Naturvielfalt indem du vorhandene Wege nutzt, Müll wieder mit nach unten nimmst und die Natur ganz in Ruhe genießt. Viel Spaß beim Naturschützen und entdecken.
Wenn ihr euch schon von zu Hause aus auf den Staffelberg begeben wollt, dann schaut euch doch das Panorama an. Doch ganz ehrlich: in Echt ist es doch viel schöner!
Viel Spaß beim Genießen auf dem Staffelberg – egal ob bei einem Seidla oder einfach nur zum Chillen in der Natur und Weitblicken.
Info:
Die beiden anderen Wahrzeichen im Gottesgarten sind die Basilika Vierzehnheiligen und Kloster Banz
Bildmaterial © Obermain.Jura