Radgenuss zwischen Jura und Main
- 15. Juni 2020, 08:20 Uhr
- Von Christoph Winter
- Lesedauer: 3 min
Verkehrsarme Straßen und ein enges Netz von Radwegen bieten sportlich-orientierten Rennrad-Fahrern, ambitionierten Mountainbikern und Genussradlern gleichermaßen Fahrradspaß. Fernradwege erschließen die benachbarten Regionen mit mehrtägigen Touren.
Die Häuser des Weismainer Stadtteils Krassach sind nicht mehr weit, da wird es auf dem Jura-Weismain-Radweg idyllisch: Links neben der schmalen Straße plätschert die Krassach, zwischen den Fischteichen hält etwa ein gutes Dutzend Schafe die Wiese kurz. Etwa acht Kilometer der Tour sind geschafft. Nach dem Start in Altenkunstadt, Ausgangspunkt war das Schul- und Sportzentrum Röhrig, führt die Route durch die Gemeinde, um sie sogleich in Richtung Baiersdorf zu verlassen. Am Ortsende von Altenkunstadt sorgt eine kurze Steigung für Betriebstemperatur. Damit lassen wir den Autoverkehr für lange Zeit hinter uns, um uns auf kleinen verkehrsarmen Straßen und gut ausgebauten Radwegen den Höhen des Jura anzunähern.
Die Strecke folgt den weißen quadratischen Schildern mit dem grünen Radsymbol auf guter Straße. Aber die Beschaffenheit des Fahrwegs auf dieser Runde soll sich noch stark ändern.
Unter der Überschrift „Radgenuss am Obermain“ ist eine Serie von zwölf Strecken zusammengefasst. Eine schmale, fahrradgerechte Schachtel nimmt die einzelnen Blätter auf, die neben der Landkarte mit der Streckenführung auch viel Wissenswertes und zusätzliche Informationen bereit hält. Da gibt es die Tipps am Wegesrand, die Streckenlänge und Höhenmeter, Fahrzeit; Servicestationen, die im Fall einer Panne weiterhelfen; die Möglichkeiten, den Akku des E-Bikes aufzuladen. Die Angabe des nächstgelegenen Bahnhofs vom Ausgangspunkt der Routen macht den „Radgenuss am Obermain“ auch für Tagesausflügler interessant, die mit dem Zug anreisen.
Flach und beschaulich sind die leichten Radtouren entlang der Flüsse. Besonders im breiten Maintal lassen sich viele Streckenvarianten auf verkehrsarmen Straßen finden. Um die Höhen des Jura auf dem Velo zu erobern, ist eine ordentliche Portion „Schmalz“ in den Beinen keine schlechte Wahl. Zwar mag manche Auffahrt nur wenige hundert Meter lang sein, dafür ist sie meist steil. Mit langen Umwegen zugunsten flacherer Strecken haben sich die Straßenplaner nicht aufgehalten. Dementsprechend rasant sind auch die Abfahrten von der Höhe des Jura hinunter in die schmalen Fluss- und Bachtäler.
Der Jura-Weismain-Radweg führt durch Krassach und weiter zur gleichnamigen Mühle. Von allen Touren ist allein für diese 44 Kilometer lange Runde der Schwierigkeitsgrad mit „schwer“ angegeben. Dabei sind 622 Höhenmeter zu überwinden. Das Tal wird enger und lässt einen heftigen Anstieg vermuten. Hinter der Krassacher Mühle biegt die Route nach rechts ab, überquert den Bach und führt auf einem Schotterweg weiter. Jetzt ist die richtige Wahl, ein Fahrrad mit breiten Reifen zu haben, eine Schaltung mit großem Übersetzungsspektrum wird sich gleich darauf als nötig erweisen. Denn nach der Herbstmühle klettert der Weg auf etwa einem Kilometer Distanz mächtig steil bergan durch den Wald hinauf nach Wunkendorf. Dass der Weg als „Feld- und Fußweg“ in Wanderkarten verzeichnet ist, lässt auf den Zustand schließen.
Die Einstufung „schwer“ des Jura-Weismain-Radweges fährt mit Macht in die Kondition. Wer sich über die Kraft eines elektrischen Zusatzantriebes bislang gefreut hat und nun sein Zweirad schieben muss, spürt das Gewicht von Motor und Akkumulator überdeutlich. Das Warnschild „Achtung starkes Gefälle“ markiert das Ende der Herausforderung. Wer abwärts unterwegs ist, muss sein Rad im Gelände beherrschen und funktionierende Bremsen haben.
Nach Modschiedel, Weiden und Kleinziegenfeld fährt der Radler auf welligem Terrain über fein geschotterte Flurwege. Die Windräder zeigen an, woher der Wind weht. Besonders im Frühjahr und Herbst weht er stark auf dem Jura.
Der Anstieg in Kleinziegenfeld in Richtung nach Pfaffendorf erfordert nochmals Kraft. Von Pfaffendorf an rollt es sich angenehm auf Asphalt bis zum Endpunkt der Tour. Trotzdem sollten noch einige „Körner“ vorhanden sein, denn zwischen Großziegenfeld und Köttel folgt die Straße dem Gelände in stetem Auf und Ab. Dafür entschädigt die Abfahrt nach Kaspauer hinunter ins Tal. Aber Achtung! Die Kurven sind eng. Von Weismain nach Altenkunstadt beschert der eben verlaufene Radweg einen gemütlichen Ausklang.
• Den genauen Tourenverlauf, inkl. Touren- und Geschwindkeitsprofil, finden Sie auf: Komoot
• Weitere Radtouren finden Sie unter: Obermain.Jura
Bildmaterial © Tobias Woggon, Christoph Winter