Mitbringsel vom Obermain – Urlaubsglück eingepackt
- 30. Juni 2020, 09:50 Uhr
- Von Angela Francisca Endress
- Lesedauer: 3 min
Die Nachbarn haben Katz’ und Garten versorgt, wir haben die Ferien entspannt im Frankenland genossen. Jetzt geht’s heim, was bringen wir mit? Überall entdecken wir fränkische Mitbringsel für Kinder, Freunde, Nachbarn.
Hügel rauf und runter, durch kleine, saftige Wiesentäler, zwischen steilen Jurafelsen, auf schattigen Wander- und Radwegen. Da taucht um `s Felseck ein Dorf mit Bäcker oder Gasthaus auf. Versteckte Goldgruben mit Köstlichem in Gläsern, Flaschen und Körben.
Ein Volltreffer ist Loffeld bei Bad Staffelstein mit munter fließendem Bach. Wer auf das Gasthaus „Bräustübl“ mit hervorragendem Bier und ebensolcher Küche zugeht, sieht daneben ein hohes Haus mit türkisen Fensterläden und üppigem Blumenflor. Im kühlen Hofladen stehen in den Regalen Paprika-Relish, Quitten-Chutney, pikanter Zucchini-Mix, Zwetschgen-Sirup, Bärlauch-Essig, Holunder-Likör und -Saft, Rosen-, Löwenzahn- und Veilchen-Gelee. Die Gläser und Flaschen sind mit Sorgfalt und Liebe von der Oma verziert. Die Schwestern Angelika Herbst und Adelgunde Gagel haben gesammelt, gepflückt, geschnitzelt, eingekocht, sie haben mazerieren lassen, abgezogen und befüllt.
Im „Bauernladen“ von Ursula Kirster in Lichtenfels finden wir bernsteinfarbenes „Amber“ und „Räucherla“, Biere aus der örtlichen kleinen „Braumanufaktur Lippert“. Brote der Bäckerei Schauer in Uetzing schmecken bei nostalgischen Picknicks auf heimischer Wiese – oder gleich auf der Weiterfahrt. Schwierig, sich zurückzuhalten!
Das Dörfchen Kümmel mit seinen 39 Einwohnern liegt am Ende der Welt, sagen die Leut’. Nur eine schmale Straße führt dorthin, dieselbe wieder hinaus. Walnussbäume fallen auf. Bei Elvira Hornung im Hofladen finden wir Gläser, in denen nicht drin zu sein scheint, was auf dem Etikett steht. „Grüne Nüsse“ heißt es, aber ich sehe Kohlschwarzes, wie zu groß geratene griechische Oliven in zähflüssiger Tunke. Elvira Hornung klärt auf: Walnüsse werden geerntet, wenn sie noch grün sind. Bis Johanni muss das erledigt sein. Aufwendig werden sie dann perforiert, mit Gewürzen und extra hergestelltem Sirup behandelt, eingelegt und um darin zu reifen. Je länger, desto besser. Sie sind lecker zu Käse genauso wie zu Vanille-Eis – und schnell weg. Wer Kümmel in kreativer Unrast erleben möchte, besucht den dortigen Obstmarkt am zweiten Sonntag im Oktober.
Ebenso köstlich ist der „Wildschweinbaames“ von Forstwirt Huth: ein Wildschweinschinken, mit Kräutern eingesalzen und über Buchenholz geräuchert. Im Forsthaus Banz, das der Erbprinzessin von Liechtenstein gehört, zu Füßen des berühmten Klosters Banz reift diese Köstlichkeit heran.
Ein Abstecher nach Grundfeld, unterhalb der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen, lohnt sich schon wegen der „Domadenfraa“. Helga Dressel, Tomatenfrüchten von Kindesbeinen an verfallen, lebt mit 220 verschiedenen Sorten. Vom Samen über das Pflänzchen bis zur meterlangen schlangengleichen Spezies hegt und pflegt sie ihre Tomaten. Was sie erntet, verwandelt sie in eine Fundgrube exotisch-kulinarischer Kleinigkeiten: Tomatenbalsam (der bekommt auch der Seele), Tomaten-Likör, Tomaten-Pickles, Tomaten mit Hagebutten im Gelee, mit Aubergine, mit Paprika im Ajvar. Die Sorte „Königin der Nacht“ verwandelt sich mit Kakao und Cassis zu „Black“. Vorsichtig kommt eine köstliche BBQ-Sauce entgegen. Das Auge isst mit: Alle gläsernen Hüllen tragen bezauberndes Design. Nur vernetzte Familien-Teamarbeit macht’s möglich.
Im sonnnigen fränkischen Sommer heißt es, vorausschauend zu denken, denn kühle Nächte kommen bestimmt. Schaffelle, auf Bett oder Sofa gelegt, machen sie kuscheliger. Die Schäfer-Familie Göhl lässt die Felle auf natürliche Weise, ohne Chrom, gerben. Das kann bis zu einem Jahr dauern- „slow-Felle“ sozusgen. Wenn es so weit ist, sind sie in Wotzendorf, einem Dorf „auf dem Jura“, zu erwerben, in Weiß oder puscheligem Dunkelbraun. Ihre rund 300 Schafe zählende Herde ernährt die vierköpfige Familie inzwischen. Leidenschaftlich sind sie den Tieren zugetan.
Wie aber das Mitbringsel überreichen? Am besten in einem Korb. Am Obermain blühte einst die Korbmacherei, Tausende von Menschen lebten vor hundert Jahren davon. Davon erzählt das Deutsche Korbmuseum in Michelau mit seinen fast 2000 Ausstellungsstücken aus aller Welt. Im Museumsshop findet man aber auch eine große Auswahl an Flechtwaren, vom klassischen Einkaufskorb bis zu dekorativen Raumschmuck.
Die Mitbringsel lassen den Daheimgebliebenen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Uns verlängert es die fränkischen Sommertage, wenn wir sie auf dem heimischen Balkon genießen.
Familie Gagel und Angelika Herbst
Mühlteich 5 • 96231 Bad Staffelstein • Tel.: 0 95 73 / 51 71
„Bauernladen“
Innere Bamberger Str. 13 • 96215 Lichtenfels • Tel.: 0 95 71 / 73 94 08
Familie Hornung
Am Kümmelbach 18 • 96250 Ebensfeld / Kümmel • Tel.: 0 95 47 / 66 55
Sebastian Hut
Forsthaus Banz 1 • 96231 Bad Staffelstein • Tel.: 0 95 73 / 95 02 76
Familie Dressel
Schönthalstr. 22 • 96231 Bad Staffelstein / Grundfeld • Tel.: 0 95 71 / 717 83
Familie Göhl
Wotzendorf 13 • 96187 Stadelhofen • Tel.: 01 57 / 88 94 11 36
Deutsches Korbmuseum
Bismarckstr. 4 • 96247 Michelau i. Ofr. • Tel.: 0 95 71 / 835 48
Bildmaterial © Angela Francisca Endress